FURIAN STURMLÖFFEL
oder der stand der dinge

zweiter akt


2. AKT, 1. Szene
DER GOLDENE VOGEL!

 

Seine Majestät, DR. SCHNEIDER, König von Pangaea, und CARIDIAAN der Blaue, und KEBAB KENYA, sowie FLAMBOYANCE der Koch laufen zu dritt durch den Märchenwald, auf der Suche nach der Prinzessin, dem Räuber und einer Anzahl vorzüglichster Erdbeeren.

In der Mitte der Bühne bleiben sie stehen, und DR. SCHNEIDER erteilt seine Anweisungen. "Nun werden wir uns trennen! Du, CARIDIAAN, suchst dort nach dem Räuber, und du, mein Koch, suchst da nach den vorzüglichsten Erdbeeren für mein Festmahl, und ich, DR. SCHNEIDER, der König von Pangaea, - suche hier nach meiner Tochter!" Die drei trennen sich, wobei man den Zauberer äußerst grimmig davongrummeln hört nach links ("Also einen derartig bizarren Plan habe ich mein Lebtag noch nicht durchführen müssen..."), während der König nach rechts verschwindet.

 
 

Im Zauberwald

(Zauberer Caridiaan, König Darius, der Koch Flamboyance und Kebab Kenya im Märchenwald)


 

Der Koch KOMET PIERROT SPUTNIK RASCAL FLAMBOYANCE (so lautet sein voller Name) bleibt auf der Bühne, wo er seinen Teil der Suche durchführt, um die vorzüglichsten Erdbeeren für die Nachspeise des Festmahls des Königs zu finden.

Dia-Einblendung:
Der volle Name des Kochs lautet übrigens
Komet Pierrot Sputnik Rascal Flamboyance

Während der Einblendung kommt FURIAN auf die Bühne. Als er und FLAMBOYANCE sich plötzlich gegenüberstehen, sagen sie beide im ersten Augenblick erschrocken "Hhh!", aber dann seufzen sie auf.

BEIDE:
"Ach du..."

FURIAN (freut sich, zu seiner eigenen Überraschung):
"Willkommen in meinem Märchenwald, RASCAL. Zu meiner eigenen Überraschung finde ich es schön, dich zu sehen..."

FLAMBOYANCE (schüttelt den Kopf und sucht weiter nach Erdbeeren):
"Du bist wohl über mich hinweg, he, FURIAN?"

FURIAN:
"Es verwundert mich selbst... Immerhin hatte ich in meinem bisherigen Leben kein größeres Glück als diese Wochen unserer besinnungslosen Verliebtheit. In diesem Taumel vergaßen wir alles, completamente! Nichts ist so gut, wie die Welt zu vergessen. Aber wir waren so verliebt ineinander, daß wir gar nicht wußten, in wen oder was wir verliebt waren. Oder kannten wir etwa unsere Lieblings-Frühstücks-Zerealien? Nein - wir kannten sie nicht, oder etwa das, was unsere Seelen bewegt. Für mich warst du ein ganz anderer Junge, den es nur in meiner Liebe und in meinem Traum gab. Und ich freue mich, daß wir uns jetzt kennenlernen können, nachdem wir nicht mehr zusammen sind und ich nicht mehr besessen bin von deinem wunderschönen Körper und deiner hinreißenden Jugendlichkeit. Und schließlich wird die Erinnerung an unsere Affäre mein Herz für immer mit dem Schauder der Wonne erfüllen.

Das Glück - jetzt, in den grauen Tagen, versinkt es allmählich. Bald werde ich nur noch ab und zu davon träumen. ABER ich habe kein Recht, unglücklich zu sein, denn ich war einmal der glücklichste Mensch der Welt. Ich werde nie wieder im GRAUEN MEER versinken wie all die anderen Seelenschiffchen aus Papier, ... nicht wahr?"

FLAMBOYANCE (teilnahmslos, weiterhin Erdbeeren suchend):
"Kann sein..."

Und dann plötzlich:
"Da ist eine schöne..."

Er pflückt eine Erdbeere.
 

Dia-Einblendung: EINE SEHR GUTE ERDBEERE
Dia-Einblendung einer Erdbeere
 

FURIAN (erbost):
"Aber es ist kaum zu glauben, wie sehr du mir verändert scheinst! Du warst so empfindlich - alles hast du wahrgenommen. Jetzt ist es, als wärst du stumpf, gefühllos und taub! Ich habe dich angebetet, weil du das Leben nicht an dir vorüberziehen läßt, weil du nicht teilnahmslos, verroht bist, weil du nicht auf dem Mond lebst! Deswegen will ich dir ein Freund sein. Aber jetzt stehe ich neben dir, und du siehst mich gar nicht. Statt dessen schaust du in die Ferne, auf einen unbestimmbaren Punkt. Du sprichst mit der Luft und sagst Dinge, die völlig gegenstandslos sind... Hallo!? Hörst du mich?!"

FLAMBOYANCE:
"Jaja... Ich weiß, du willst Teil meines Lebens sein, damit ich auch ja nie Probleme bekomme oder unglücklich werde - und dafür erwartest du nicht einmal eine entsprechende Gegenleistung. Nun, im Gegensatz zu dir kann ich einen solchen Akt übermenschlicher Freundschaft nicht aufbringen. Ich richte meinen Blick ins Unbestimmte, weil ich hier Erdbeeren für meinen König suche, FURIAN!"

FURIAN:
"Ich werde dir und der Welt immer Liebe und Verständnis entgegenbringen, auch wenn du und die Welt gar nicht zu verstehen sind. Warum tust du eigentlich so, als wärst du gefühllos, da du doch so schrecklich sensibel bist, RASCAL?"

FLAMBOYANCE:
"Ich beneide dich nicht um dein großes Herz. Aber ich tue nicht so, als ob ich gefühllos bin. Ich suche Erdbeeren! Wir beide sind viel zu verschieden. Vielleicht macht es mich deshalb traurig, dich verlassen zu haben, doch was du brauchst, das kann ich dir einfach nicht geben. Aah, da ist wieder eine..." (pflückt eine Erdbeere).

FURIAN:
"Ich will alles vom Leben und nicht nur Erdbeeren - und du bist genauso!"

FLAMBOYANCE:
"Also schön! Ich werde ein vorzügliches Festmahl mit sieben Gängen zubereiten, nur für uns! Es wird besser als alles, was ich je dem König servierte. Und danach werden wir beide sagen können, daß wir alles bekommen haben, was wir wollen. Ich mag und verstehe dich nämlich immer noch sehr. Du wirst es schon bald bemerken..."

FLAMBOYANCE winkt FURIAN zu, sagt "Tschüß" und verläßt die Szene.

FURIAN winkt ihm nach und ruft plötzlich:
"Ach ja, sag dem Zauberer: Ich traf die Prinzessin AMTHYS, und eine furchtbare MASCHINE wird bald all unsere Seelen ins Nichts zerblasen! Erzähl' dem Zauberer, was hier los ist!"

"Mach' ich", hört man noch FLAMBOYANCES Stimme: "Oh, was ist denn hier los?"
Er lacht aus der Ferne, dann ist Ruhe.
 

FURIAN bleibt allein zurück und singt "Einmal ist keinmal" von NENA als Playback-Nummer. Dann verläßt er die Szene.
 

*
Der GOLDENE VOGEL spaziert ins Bild.
"Oh Pardon. Ich bin ja immer noch nicht dran."
Schnell huscht er wieder von der Bühne.
Noch einmal steckt er kurz den Kopf hervor.
"Sie sehen mich erst später, hihi."

 

Der Goldene Vogel

(Der Goldene Vogel der Weisheit)

Jetzt tauchen NIHIL BAXTER und ALEXIS CARRINGTON auf.

Dia-Einblendung: "NIHIL BAXTER und ALEXEIS 'C.'!".

NIHIL BAXTER:
"Die Gesellschaft wird nur verändert durch die Künstler und die Verbrecher, denn sie sind die einzigen Menschen, die die Werte der Gesellschaft in Frage stellen."

ALEXIS CARRINGTON:
"Oh NIHIL, Liebling, ich liebe dich. Mein Ex-Mann wird explodieren, wenn er erfährt, daß ich seine Himbeersirup-Pipeline gekauft habe und seine Himbeersirup-Raffinerien und seine Himbeersirup-Tankerflotte. Und nun, da du uns das Geld aus der Staatskasse von Katatonien besorgt hast..."

NIHIL BAXTER:
"Nun werden wir die Welt auf den Kopf stellen, ALEXIS! Nichts wird mehr so sein wie früher! Bisher zählt nur Geld in dieser Welt! Die Finstere Macht, die unsere Welt unterdrückt, liegt in den Händen des Großkapitals, jener seelenlosen Maschinerie, über die kein Mensch mehr die Kontrolle hat. Und die Ritter, die einst unsere Freiheit schützten, haben keine Ehre und kein Gewissen mehr, sondern sie gehorchen den finsteren Mächtigen - Gerechtigkeit ist den Rittern nicht mehr wichtig! Aber nun werden wir bald selber das Großkapital in unserer Hand haben können, und wir werden die Welt in ein turbulentes Chaos stürzen. Wir werden den Mächtigen die Macht entreißen - und das VOLK wird in Freiheit sein.

Die Werte der alten Welt sind überholt. Bald werden diese all diese Gegensätze nicht länger unsere Freiheit einschränken: GUT-SCHLECHT, RICHTIG-FALSCH, WAHR-LÜGE, LIEB-BÖSE. Viel zu lange sind wir schon gefangen in diesen Teufelskreisen: STARK-SCHWACH, SCHÖN-HÄßLICH, NORMAL-ABNORMAL, NULL-EINS, RATIONAL-IRRATIONAL, TUGEND-SÜNDE, WIRKLICH-IMAGINÄR. Dieser Dualismus zerstört uns, weil wir deswegen keinen Bezug mehr zum Leben haben.

Bis jetzt war eins immer besser als das andere, doch damit soll nun Schluß sein! Nun wird es nur noch so werden, wie es DIR gefällt, mein Liebling."
 

Zwei Dia-Einblendungen, links und rechts:
Unendliche Vielfalt durch unendlich viele Kombinationen!
 

ALEXIS CARRINGTON:
"Weißt du, NIHIL... Mein Ex-Mann, der König, ist letztendlich nicht schuld am Unglück der Welt. Jeder Mensch, auch er, ist auch nur ein machtloser Bestandteil einer seelenlosen Maschinerie, über die uns einst die Kontrolle entglitt; aber jetzt...

Weißt du, NIHIL... Alle glauben, daß ich nur Rache will! Rache an meinem Ex-Mann, der mich fallen ließ wie eine heiße Kartoffel! Jedoch, ich liebe ihn immer noch. Genauso wie ich dich liebe, nur die Liebe zu dir ist frischer, jünger, befreiender, aufregender. Du hast mir die Kraft gegeben, daß ich endlich wieder beginne zu leben, nach all diesen toten Jahren, die ich in Selbstvergessenheit und trüber Alkoholabhängigkeit verbracht habe.

Wenn diese herz- und seelenlose Welt ein klein bißchen anders wäre, dann könnten du und ich und er und die Kinder alle zusammen in Frieden leben, doch er mußte mich ja aus seinem Leben verbannen. Aber ich hasse ihn nicht dafür, obwohl es so leicht wäre..."

NIHIL BAXTER:
"Du hast eben Herz und Charakter, Alexis, und darum liebe ich dich so. Es ist genau diese Art von harmonischer Welt, die du und ich gemeinsam verwirklichen wollen, Alexis. Dafür ist deine Kraft zu leben wieder erwacht, und jetzt, mit meinem Geld und deiner Himbeersirup-Gesellschaft werden wir es schaffen, zumindest ein bedeutendes Zeichen zu setzen. Vielleicht verändern wir nicht die Welt, aber wir werden zumindest ein Zeichen setzen, ein Symbol.

Bei jeder Revolution gibt es diejenigen, die die Vision haben, und das sind wir. Komm, meine Liebe, gehen wir Dinge tun, zum Beispiel den GOLDENEN VOGEL suchen, im Silberwald; er muß uns helfen. Bringen wir die Medien auf unsere Seite. Es wird furchtbar werden, und doch auch so schön."

ALEXIS:
"Oh, NIHIL BAXTER, ich liebe dich!"

Die beiden verschwinden mit der Gesangsnummer "TEENAGE AUFRUHR" von Heiter Bis Wolkig von der Bühne. Danach kommt noch kurz die Titelmelodie von "DER DENVER-CLAN". Vorhang.

 
 

Alexis und Nihil

(Die Hexe Alexis "C." und der Räuber und Revolutionär Nihil Baxter)




2. AKT, 2. Szene

Im Silberwald
 Musik: Gustav Holst "NEPTUN"
 
 
DIA-EINBLENDUNG:
IM SILBERWALD

 

In der Mitte der Bühne liegt der GOLDENE VOGEL und schläft, wobei er eigenartige, wunderschöne Töne summt - bzw. diese flirrenden Töne durchfließen die Luft, und zwar immer da, wo sich der GOLDENE VOGEL aufhält (hierfür nehme man das klingende Geräusch, das immer auf den fremden Planeten von STAR TREK zu hören ist).
 

Man hört von außerhalb der Bühne:

AMTHYS:
"Aber irgendwo hier muß er doch sein!"

FURIAN:
"Bitte hör' mich doch an!"

AMTHYS:
"Nein! Warum bist du mir überhaupt nachgelaufen?"

FURIAN:
"Weil du Vernunft annehmen mußt!"

AMTHYS:
"Rede du nicht von Dingen, von denen du keine Ahnung hast, wie zum Beispiel Vernunft."

Die zwei betreten die Bühne. Prinzessin AMTHYS bleibt sofort stehen. "Oh, da ist er ja!" sagt sie ehrfürchtig. Während FURIAN verharrt, geht sie langsam näher.

AMTHYS:
"GOLDENER VOGEL DER WEISHEIT?"

Der GOLDENE VOGEL hebt den Kopf.
"Ja, das bin ich!" (Und zum Publikum raunt er leise: "Endlich meine Szene.")

"Und wer bist du? Nein, das weiß ich natürlich. Ich weiß um alle Dinge dieser Welt. Du bist die Prinzessin AMTHYS - ich habe dich bereits erwartet."

AMTHS:
"Wie sich doch die Dinge herumsprechen... Nun?"

DER GOLDENE VOGEL (verdutzt):
"Nun was?"

AMTHYS (energisch fordernd):
"Der Prinz!"

DER GOLDENE VOGEL:
"Etwas mehr Dialog darf meine Szene schon haben!"

AMTHYS:
"Wir haben keine Zeit! Ich brauche meinen verwunschenen Prinzen, um die Welt zu retten, und du weißt doch sowieso alles, schließlich bist du der GOLDENE VOGEL, aber ich habe nicht mehr viel Zeit."

FURIAN:
"Noch etwa fünf Stunden."

DER GOLDENE VOGEL erhebt sich zu seiner vollen Größe und flötet mit seinem unwiderstehlichsten Charme:
"Ich habe alle Zeit des Universums, liebe Prinzessin. Wer Weisheit will, der muß sie schon in sich selber drin fühlen können. Und die Wege des Universums werden doch nicht mit Hast durcheilt, oder?"

FURIAN:
"Siehste!"

AMTHYS (leicht beleidigt):
"Aber trotzdem..."

Jetzt muß der GOLDENE VOGEL lachen:
"Aber trotzdem, du hast natürlich Recht. Und es ist nicht der Weg der Weisheit, dir eine falsche Auskunft zu erteilen oder dich in die falsche Richtung zu schicken. In den Wegen der Weisheit liegt es, immer alles schon vorher gewußt zu haben und für jeden Fall immer richtig vorbereitet zu sein - auch wenn ich überhaupt nichts weiß."

AMTHYS:
"Was meinst du denn nun damit schon wieder?"

Der GOLDENE VOGEL:
"Ich weiß nichts, Prinzessin! Weisheit ist nämlich nicht Wissen. Das unterscheidet mich von FRONBOLAX, der nur alles weiß, was man wissen kann. Was du willst, daß sagt mir nicht mein Wissen, sondern allein mein Gefühl, weil es so im Einklang mit dem UNIVERSUM ist."

AMTHYS:
"Aber woher wußtest du dann meinen Namen?"

DER GOLDENE VOGEL lacht:
"Das sagte mir mein Gefühl für die Dinge des UNIVERSUMS. Siehst du? Und mein Gefühl für die Dinge des UNIVERSUMS sagt mir noch ganz andere Sachen. Zum Beispiel, daß ich dir sagen müßte, wo du deinen verwunschenen Prinzen fändest, wenn du nicht so in Eile wärest und das UNIVERSUM retten müßtest."

Die Prinzessin seufzt schwer und setzt sich auf den Boden.

AMTHYS:
"Falls du es nicht weißt, ich folge auch immer meinen Gefühlen, GOLDENER VOGEL. Natürlich denke ich dauernd an die große Aufgabe - es gibt ja nichts wichtigeres! Aber FRONOBOLAX hat die Aufgabe MIR gestellt, und wenn ICH elf Leute aussuchen muß, dann WEISS ich, mein verwunschener Prinz muß einer dieser elf Leute sein."

DER GOLDENE VOGEL:
"Ja, Prinzessin, ja! Und genau weil du dieses wunderbare Gefühl hast, hatte ich es im Gefühl, daß du deinen verwunschenen Prinzen brauchst. Ich habe ihn deshalb mit meinem KRISTALLSCHIFF aus Derogwanien einfliegen lassen."

FURIAN (entgeistert):
"Wie bitte?"

In diesem Augenblick senkt sich von oben das glänzende KRISTALLSCHIFF des GOLDENEN VOGELS, begleitet von festlichster, bombastischster Begleitmusik (John Williams - "YODA AND THE FORCE").

Das KRISTALLSCHIFF setzt sanft auf am Rand der Bühne. In dem Schiff steht der Marionettenspieler, und neben ihm liegt der verwunschene Prinz, der niemand anders ist als die Marionette des Marionettenspielers.

AMTHYS ist zunächst begeistert: "Phantastisch!" Dann beginnt sie sich aber zu wundern: "Ein Marionettenspieler?"

Der GOLDENE VOGEL gibt eigenartige Geräusche der Zufriedenheit von sich ("Gurr Gurr").

Vorsichtig geht sie näher (wir hören eine äußerst romantische Musik, am besten die UFO-Landung aus "Unheimliche Begegnung der dritten Art") und steigt auf das KRISTALLSCHIFF.

FURIAN (aufgeregt und begeistert):
"Wow, das ist ja Prinz TOTILA von Derogwanien!"

DER MARIONETTENSPIELER:
"Ja, das stimmt. Vor siebenhundert Jahren raubte Prinz TOTILA die Tochter des Zauberers TACHION, weil sie sich liebten - sie aber starb bei der Flucht nach Derogwanien, als ein Tiger sie in der Wildnis tötete. Der Zauberer TACHION verwandelte den Prinzen daraufhin in eine Marionette - was er bis zum heutigen Tag geblieben ist."

AMTHYS beugt sich über die Marionette und sagt in grüblerischem Tonfall:
"Das also ist der verwunschene Prinz..."

DER MARIONETTENSPIELER:
"Seither mußte diese Marionette alles spüren und fühlen, was Generationen von Marionettenspielern mit ihr spielten. Viele wußten oft nicht um jenes traurige Geheimnis - jahrzehntelang war sie verschollen. Niemand weiß, was mit dieser Marionette alles gespielt, welcher Unfug mit ihr getrieben wurde, welches Leid ihr zugefügt wurde. Aber ich kenne ihr Schicksal, und das ist fast schlimmer. Was soll ich spielen? Es ist zu schwer geworden, Freude zu spielen. Alles, was ich tun kann, ist, die Marionette einem fröhlichen, jungen Spieler zu übergeben, der das Leben noch vor sich hat und nicht hinter sich, so wie ich vor langer Zeit, damals, als ich sie bekam und noch glaubte, die Verantwortung für zwei Leben tragen zu können. Aber wenn du die Prinzessin bist, die ihn erlösen wird, so wirst du nicht nur ihn erlösen und mich - sondern auch die jungen Spieler in der Zukunft, die nicht länger auf diesen Berg an Unlösbarkeit hinaufsteigen müssen."

Sie sieht ihn an und rührt sich nicht. Plötzlich wendet sie sich entschlossen ab (die Musik bricht ab).

AMTHYS:
"Nein, ich glaube, ich mag doch nicht..."

Der GOLDENE VOGEL, FURIAN und der MARIONETTENSPIELER (gleichzeitig):
"Wie bitte?"

FURIAN:
"Er ist dein Traumprinz! Perfekter geht es nicht! Du kannst keinen besseren und geeigneteren Mann finden als ihn!"

AMTHYS:
"Aber was ist, wenn er mir nicht gefällt?! Wenn er nicht gut aussieht? Und er hat bestimmt einen blöden Charakter. Sieh doch nur seine Nase. Ich finde Küssen übrigens albern und das ganze andere Zeugs, das man dabei so macht - darauf habe ich nun wirklich keine Lust, es ist im Grunde ja nur ekelhaft und überflüssig, und außerdem würde es sowieso nur Schwierigkeiten geben..."

FURIAN (leicht hysterisch):
"Du bist eine Prinzessin, und das hier ist ein verwunschener Prinz, der auf die Erlösung wartet, die nur durch dich geschehen kann! Es gibt keine romantischere, perfektere Situation zwischen Mann und Frau, und es wird auch keine ekligen Komplikationen geben. Das alles wird dir furchtbar viel Spaß machen, und du willst es doch auch - denk' an die Zigeunerin! Wenn du ihn nicht willst, dann wirst du niemals einen Traumprinzen finden."

AMTHYS:
"So sieht es aus. Ich werde die Welt nicht retten können - also will ich die Welt auch gar nicht retten!" Sie verläßt zornentbrannt die Bühne. Der Marionettenspieler sinkt zu Boden und schüttelt langsam den Kopf, ohne ein Wort zu sagen.

DER GOLDENE VOGEL:
"Das kommt etwas unerwartet."

FURIAN (auf das Schiff steigend):
"Die spinnt. Jetzt obliegt es also doch mir, die Welt zu retten und alles in Ordnung zu bringen. Vielleicht ..." Er beugt sich über den verwunschenen Prinzen und küßt ihn. DER GOLDENE VOGEL gibt eigenartige Geräusche der Verblüffung von sich ("Gurr Gurr"). Jedoch, es passiert nichts. Der Traumprinz bleibt eine Marionette.

FURIAN:
"Nichts. Damit habe ich gerechnet. Aber es war ja auch nur eine Hypothese."

 

Das Kristallschiff
                    ist aus Styropor

(Prinzessin Amthys, Furian Sturmlöffel, der Goldene Vogel der Weisheit sowie
im Vordergrund der Marionettenspieler mit Marionette, auf dem Kristallschiff)


Dia-Einblendung:
BLÖDERWEISE ENTWICKELN SICH DIE DINGE JETZT
ZU EINEM NOCH KOMPLIZIERTEREN TUMULT!

Man hört die Stimme von PRINZESSIN AMTHYS:
"Bitte, hier entlang. Dort werden Sie den GOLDENEN VOGEL DER WEISHEIT finden. Wozu suchen Sie ihn denn?"

AMTHYS betritt die Bühne, begleitet von NIHIL BAXTER und ALEXIS CARRINGTON. FURIAN und DER GOLDENE VOGEL pfeifen beide auf die selbe Weise ihre sich in keinster Weise gleichende Überraschung.
 

ALEXIS (aufgebracht):                                "FURIAN!"
FURIAN (schockiert):                                   "MUTTER!"
AMTHYS (ungläubig):                                 "'MUTTER'?"
NIHIL BAXTER (ungläubig):                       "'MUTTER'?"
DER GOLDENE VOGEL (vergnügt):        "MUTTER!"

FURIAN zu AMTHYS:
"Ja, das ist meine Mutter ALEXIS CARRINGTON, die böse Hexe von Katatonien."

ALEXIS (kühl):
"Falsch, mein Lieber. Ich war die böse Hexe von Katatonien. Jetzt bin ich die böse Hexe von Pangaea. Und du bist lange genug vor mir weggelaufen, mein Sohn!"

FURIAN:
"Mutter, wir müssen jetzt zusammenhalten! Ein furchtbares Unglück wird uns alle vernichten - und zwar eine viel schlimmere Maschine als die, die du und NIHIL BAXTER bekämpfst!"

AMTHYS weicht entsetzt zurück:
"Der Räuber und Revolutionär NIHIL BAXTER?".

NIHIL BAXTER lacht:
"Das bin ich."

ALEXIS:
"Du bist der undankbarste Sohn, den eine Mutter haben kann, FURIAN! Ich gab dir alles, aber dir bedeutete es nichts! Du hast dich mir verweigert. Nie konntest du sagen, ob du etwas für mich empfindest. Aber ich weiß, daß es so ist (jede Mutter weiß das). Nun erkenne bitte, daß es dir nichts gebracht hat. Denn siehe, ich verzeihe dir. Wenn du wieder an meiner Seite stehst, werden wir die großartigsten Taten vollbringen, mein kleiner lieber Sohnemann."

FURIAN schreit aufgebracht:
"Das geht aber jetzt nicht!"

DER GOLDENE VOGEL besteigt das KRISTALLSCHIFF.
"Mein Gefühl für die Weisheit des UNIVERSUMS sagt mir, ich sollte jetzt abreisen!"

FURIAN läuft ihm nach:
"Heh, nimm mich mit!" Er steigt an Bord.

ALEXIS CARRINGTON (gelassen):
"Wir werden alle zusammen mit dir fliegen, GOLDENER VOGEL DER WEISHEIT."

NIHIL BAXTER lacht:
"Mit deinem Schiff werden wir die Revolution ausrufen und die Menschen sammeln, um das System zu zerschlagen, das nur Unheil bringt! Wir sind zu dir gekommen, weil du weißt, daß wir Recht haben und auf der Seite von Aufklärung und Vernunft stehen - dem kann sich dein Gefühl für Weisheit doch nicht widersetzen!"

DER GOLDENE VOGEL:
"Der Weg der Weisheit ist der langsame Weg der langfristigen Veränderung! Nur das ist eine Gute Veränderung. In der Zeit des Übergangs lacht der Weise und schweigt, aber er ist nicht Teil von unkontrollierbaren Vorgängen der Gewalt, bei denen Unschuldigen Unrecht widerfährt. Allerdings wird sich sowieso alles ganz anders fügen, als ihr ahnt!

Und deshalb müssen wir tatsächlich alle zusammen losfliegen und so viele Menschen sammeln wie möglich. Elf Personen passen ja insgesamt drauf. Also willkommen an Bord meines Schiffes."

AMTHYS flüstert zu FURIAN:
"Was meint er bloß damit?"

FURIAN flüstert zurück:
"Das werden wir schon sehen. Und sag' meiner Mutter bloß nicht, wer du bist, sonst rastet sie völlig aus, weil sie nämlich deinen Vater total haßt. Und AMTHYS!"

AMTHYS (erstaunt):
"Was denn?"

FURIAN:
"Küß' diesen Prinzen!"

AMTHYS:
"Nein."

ALEXIS CARRINGTON und NIHIL BAXTER steigen auf das KRISTALLSCHIFF.

DER GOLDENE VOGEL ruft:
"Und festhalten!"

Mit einer dramatischen Start-Sequenz erhebt sich das KRISTALLSCHIFF und fliegt davon (Schlußmusik von "Zurück in die Zukunft").

 
 
 

Dia-Einblendung:
ENDE DES ERSTEN TEILS!

 

Musik: The Velvet Underground "I'm Beginning To See The Light"

***
 

kurz vor dem Abflug

(Nihil, Alexis, Amthys, Furian, der Goldene Vogel und der Marionettenspieler mit Marionette kurz vor dem Abflug)




 








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