Die Flucht vor dem ektoplasmatischen
Negativ-Monomorph!
Was bisher geschah - Kurze Zusammenfassung:
In einer 10.000 Jahre entfernten
Zukunft befinden sich die geistig und
körperlich mutierten Nachfahren der Menschheit
mit dem großen Weltraumforschungskreuzer
PANDORA auf einer Expedition zur
Nachbargalaxis Andromeda, während sie in einen
Konflikt interstellaren Ausmaßes zwischen
mehreren Entitäten verwickelt werden. Die
PANDORA wird von ihrem Kurs abgebracht und
landet an einem unbekannten Punkt zwischen den
Galaxien.
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Die
PANDORA war von einem bislang
unbekannten Apparat der TIME ENFORCER in
die Nähe einer unbekannten Galaxis
transferiert worden. Kiana Dagaha hatte
sich pessimistisch den
Navigationssystemen des
Elektronengehirns gewidmet und dabei
lediglich ermitteln können, dass
sämtliche Koordinaten aus dem Speicher
gelöscht worden waren. „Wir können die
Milchstraße nicht ausfindig machen, und
wir wissen nicht, wo wir sind“, erklärte
die Wissenschaftlerin.
Prinz
Midja, der gargantuanische Kommandant
der PANDORA, fasste sich als erster.
„Glauben
Sie wirklich, die TIME ENFORCER hätten
es uns so leicht gemacht, Kiana?
Versuchen Sie mit Hilfe der
Weltraumkarten, der Astronomen und der
Konstellationen dieser Galaxis da vor
uns herauszufinden, wo wir sind“, meinte
er. Kiana starrte grübelnd auf den
Panoramabildschirm. Der rötlich bis
violett leuchtende Spiralnebel bewegte
sich schnell näher, wie es schien, und
füllte schon den ganzen Sichtbereich
aus. „Olajur ist schon damit
beschäftigt, Midja, seit wir wissen,
dass wir ohne Orientierung sind. Wenn
sich die Galaxis innerhalb der
100-Millionen-Lichtjahre-Grenze befindet
(was übrigens auch die Reichweite
unseres 6-DTM-Antriebes ist), dürfte sie
uns bekannt sein. Sobald wir dann
einzelne Konstellationen darin
identifiziert haben, können wir unsere
Heimatgalaxis erreichen. Mich beunruhigt
allerdings die hohe Geschwindigkeit, mit
der sich diese Galaxis durch den
interstellaren Raum bewegt – beinahe
Lichtgeschwindigkeit! Und sehen Sie sich
doch einmal diesen Ausstoß auf der
Entropie-Skala an! Die Sterne verglühen
rasend schnell!“ Die fremde Galaxis kam
der PANDORA näher, und atemlos blickten
die Besatzungsmitglieder ihr entgegen,
als eine leichte Erschütterung das
Schiff traf. „Was war denn das?“ fragte
Midja beunruhigt. Steueroffizierin Gatin
Parker überprüfte ihre Anzeigen. „Mein
Prinz, wir sind in eine Gravitationszone
geraten. Irgendetwas, was noch außerhalb
unserer Ortungsgeräte liegt, zieht uns
mit außergewöhnlich unvorstellbarer
Kraft an. Unsere Geschwindigkeit steigt
ins schier Unermessliche. Und diese
Galaxis hinter uns ist genau dem selben
Sog ausgesetzt.“ Der Gargantuan nahm in
seinem eigens für seine ungewöhnliche
Physiognomie gestalteten Kommandosessel
Platz und rief die anderen Unsterblichen
zu sich – bis auf Kiana, die sich in ihr
Laboratorium begab, um ihre
Untersuchungen durchzuführen.
Der
Roboter Ionos richtete sein
multidimensionales Sonar-Organ in
Flugrichtung aus, doch dieses konnte
nichts registrieren. „Es ist keine
Entität dort draußen erspürbar –
allerdings treffen uns Strahlungen
anderer Art … !“ verkündete er erstaunt.
Nahezu gleichzeitig meldete sich aus der
Maschinenzentrale der Chefingenieur
Quinton Grayham. „Also Herr Kommandant,
hier passieren gerade einige sehr
merkwürdige Dinge“, rief er äußerst
aufgebracht. „Die Generatoren
verbrauchen auf einmal extrem viel
Energie, doch die Leistung der
Instrumente sinkt um den gleichen
Faktor. Ich habe hier alle Mühe, dieses
Missverhältnis zu kompensieren. Einige
nicht notwendige Systeme wie zum
Beispiel die Hypotraktion oder den
Strukturterror-Reflektor habe ich
deaktiviert. Wohin die Energie abfließt,
habe ich noch nicht lokalisieren können…
Einen Augenblick ...“ Aus dem
Kommunikationskanal breitete sich eine
kurze wenn auch angespannte Pause aus.
Dann setzte Quinton Grayham wieder ein:
„Moment, ich habe es. Die Energie wird
über unsere Außenbordsensoren
abgestrahlt!“ - „Das kann ich
bestätigen, und zwar in Flugrichtung!“
erklärte Ionos. Kiana Dagaha traf wieder
in der Kommandozentrale ein und nahm
ihren Platz am Analyse-Scanner wieder
ein. Die sich allmählich steigernde
Dramatik der Situation verlangte nun
nach anderen Maßnahmen als
Positionsbestimmungen… Währenddessen kam
es bei allen Besatzungsmitgliedern zu
maßlosen Erschöpfungszuständen, die die
Medizinerin Sadulist im Angesicht ihrer
schon so lange währenden
intergalaktischen Forschungsreise
bereits seit geraumer Zeit erwartet
hatte – jedoch nicht in der eintretenden
Heftigkeit und Geschwindigkeit. Nur die
sechs an Bord befindlichen Unsterblichen
waren davon unbeeinträchtigt. Während
Sadulist die einer Ohnmacht nahen
Steueroffizierin Gatin Parker
untersuchte, stellte sie erschrocken
fest, dass deren Körper auf die gleiche
Art und Weise reagierte wie die
Maschinenanlagen des Schiffes. Alle
körperliche Kraft schwand, doch die
Leistung des Energiehaushalts steigerte
sich. „Ihr Herz rast, Puls und Blutdruck
sind an der Höchstgrenze, und ihr
Nervensystem explodiert beinahe. Ich
muss ihr ein Sedativum verabreichen, so
sonderbar das klingen mag“, meinte
Sadulist und gab die entsprechenden
Anweisungen, auch mit der restlichen
Besatzung so zu verfahren, an das
medizinische Roboterpersonal weiter.
Trotz ihrer starken Angegriffenheit
weigerten sich die meisten der
Astronauten, ihre wichtigen Arbeiten
niederzulegen. Prinz Midja beschloss,
ihre Tapferkeit in seinem Bordbuch zu
vermerken. „Was für Daten erhält der
Scanner inzwischen, Kiana?“ fragte der
Gargantuan ruhig. „Das
Gravitationszentrum, das uns anzieht,
entzieht uns alle Energie, sei sie
biologischer oder technischer Natur.
Auch die Sterne der Galaxis hinter uns
verlieren Energie, daher das rötliche
Leuchten. Soweit meine Schlussfolgerung.
Was wir jetzt noch wissen müssen, liegt
vor uns. Der Scanner zeigt noch nichts
an. Ich korrigiere mich!“ Erregt wandte
sie sich um zum Ortungsoffizier, da sie
diesen ob seiner Nachlässigkeit tadeln
wollte, doch Froyd Kulkayzee lag
bewegungslos über seinen Anlagen.
Sadulist lief zu ihm und nahm die
notwendigen Sofortmaßnahmen vor.
Gleichzeitig schaltete Kiana die
Ortungsgeräte auf ihr Panel um. „Ich
schalte die Sensorenaufzeichnung auf den
Panoramabildschirm!“ fügte sie hinzu.
Was sie nun sahen, raubte allen
Anwesenden den Atem. Prinz Midja erhob
sich aus seinem Kommandosessel, ohne
dass er es registrierte. Eine Art Kugel,
umgeben von einer kunstvoll
strukturierten Außenhülle, war in der
Ferne aufgetaucht. Aus der Außenstruktur
ragten in alle Richtungen Plasmafäden.
Die Größe dieses Objekts ließ sich im
Augenblick nur erahnen. Pylades, der
Xandyrier, trat neben Midja und vermied
es, sich seine Erschrockenheit zu sehr
anmerken zu lassen. „Was ist das für ein
Phänomen?“
Kiana
Dagaha las die Daten ein und konnte sie
kaum glauben. „Es ist ein
ektoplasmatischer Negativ-Monomorph.
Sein Maximal-Durchmesser beträgt 11.000
Lichtjahre. Das Ektoplasma ist stark
verdichtet, was die enorme Schwerkraft
erklärt… Warten Sie mal eine Sekunde, da
fällt mir etwas ein! Es hat eine Masse
in der Größenordnung von 10 Billiarden
Sonnenmassen. Es gibt nur ein Objekt in
unserem Sektor des Universums, das eine
derart massereiche Struktur hat. Das ist
der Große Attraktor! Er ist etwa 150 bis
250 Millionen Lichtjahre von der Erde
entfernt und befindet sich im
Norma-Galaxienhaufen. Das ist eine
eminente Tatsache, jetzt können wir die
Position der Milchstraße ermitteln.“
„Was
uns aber nicht viel nutzen wird", sagte
Pylades und blickte die anderen
Unsterblichen der Reihe nach an. „Das
Gebilde, eine Art von gigantischem
Organismus im All, wird uns aufsaugen,
ebenso wie die Galaxis hinter uns… Die
PANDORA besitzt keine ausreichenden
Energien, um dem Sog des Großen
Attraktors zu entkommen.“ - „Nicht nur
das!“ fügte Midja hinzu. „Dieses Objekt
zieht alle bekannten und auch alle
unbekannten Galaxien an. Über kurz oder
lang wird der Große Attraktor sie alle
absorbieren, inklusive unserer
Heimatgalaxis.“ - „Eine Gefahr, von der
unsere Astronomen schon seit langer Zeit
wussten. Was sie nicht ahnen konnten,
ist die eigentliche Natur dieses
Phänomens!“ rief Kiana Dagaha.
Ry-Xar’Nihr,
der kosmische Mystiker, nickte
zustimmend. „Ja. Dass es sich dabei um
einen Negativ-Monomorphen handelt und
nicht um einen Superhaufen, ändert
alles. Es ist eine Lebensform, die
jedoch keinerlei Intelligenz besitzt.
Außerdem sind sämtliche Prozesse in
ihrem Inneren negativ gepolt.“ Wie
der Name ja schon sagt, dachte der
Terrabot nur.
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„Ich
sehe eine Möglichkeit", erklärte Kiana
Dagaha unvermittelt. Alles hielt inne.
Jetzt waren die erwartungsvollen Blicke
der anderen von einer schon fast
fanatischen Ehrfurcht begleitet, und die
Kosmologin musste schnell
weitersprechen, um die eigenen Gefühle
wie auch die der anderen nicht zu sehr
in Aufwallung zu bringen. „Der
Gravitation des Großen Attraktors können
wir unmöglich entkommen. Außerdem wäre
diese, lange bevor wir ihn erreicht
hätten, so groß, dass die Zeit für uns
schon quasi stillstehen würde. Also
müssten wir zunächst unser eigenes
Schwerefeld umpolen. Im Innern des
Schiffes würde dann Schwerelosigkeit
herrschen, während sich das Schwerefeld
nach außen hin mit der Gravitation des
Großen Attraktors auflädt… Bis zu dem
Punkt, an dem er uns nicht mehr anziehen
kann, weil unsere Gravitation genau so
stark ist wie die seine. Diesen
Ausgleich der Kräfte nutzen wir, um uns
mit einem Hyperbelkurs von ihm
wegzuschleudern. Vorher leiten wir noch
die Zerstörung des Großen Attraktors
ein, indem wir die umgekehrte Polarität
des Ektoplasmas für unsere Zwecke
nutzen. Wir müssen eine positive Ladung
Pi-Energie in den
Negativ-Monomorphen absetzen. Der
Pi-Effekt dieser Energieladung wird
dieses interkosmische
Ektoplasmakonglomerat dann von innen
heraus in geraumer Zeit nullifiziert
haben.“
Pi-Energie
war im normalen Universum eine
praktische Unmöglichkeit. Aber in einer
negativ gepolten Umgebung war es
möglich: eine minimalste Entladung, die
sich nach ihrem Beginn für alle Zeiten
fortsetzt und steigert…
Prinz
Midja, Sadulist, Ry-Xar’Nihr, Pylades
und Ionos waren für einen Augenblick
sprachlos. Ionos, der grazile Mechanoid,
den der Kosmosoph Takraycc vor
zehntausend Jahren hochgalaktischer
Zeitrechnung erbaut hatte, fasste sich
als erstes wieder. „Meine Anerkennung,
Kiana. Dieser Plan ist von höchst
bestechender Brillianz.“ Auch die
würdigenden Blicke des imponierten
Xandyriers Pylades entgingen Kiana
nicht. Kiana verspürte in sich eine
seltene Zufriedenheit; es geschah nicht
häufig, dass die anderen
Besatzungsmitglieder der PANDORA oder
selbst ihre unsterblichen Gefährten sie
als das wahrnahmen, was sie war – die
genialste Wissenschaftlerin der Siebten
Galaxis. Aber bescheiden, wie sie war,
zuckte sie nur mit den Achseln.
„Ein
kritischer Punkt ist das Absetzen des
Eskalationsmoduls bei unserer hohen
Geschwindigkeit. Da wir sehr schnell
angezogen werden, müssen wir aufpassen,
dass wir das Ziel erwischen. Wenn sich
das Modul aber aus unserem eigenen
Gravitationsfeld nicht mehr lösen kann,
wird es mit uns zusammen
weggeschleudert. Es muss also noch
gestartet werden, während wir noch
angezogen werden. Ansonsten wären wir
zwar gerettet, aber unsere Heimatgalaxis
hätte trotzdem keine Chance gegen den
Großen Attraktor.“
„Welche
Mindestentfernung ist für unser Vorhaben
denn erforderlich?“ fragte Sadulist, die
sich Gedanken machte über die enorme
Belastung, der die Besatzung der PANDORA
bereits jetzt durch die interkosmische
Monstrosität ausgesetzt war. Kiana
Dagaha wandte sich ihr zu. „Es gibt zwei
verschiedene Gesichtspunkte, die wir bei
der Kalkulation berücksichtigen müssten.
Da ist zum Einen der alles entscheidende
Ausgleich der Gravitation, den wir
nutzen müssen, um zu entkommen, und zum
anderen die Dauer der Reaktion des
Negativ-Monomorphen auf die
Pi-Energieentladung.“
Ionos hatte
sich mittlerweile von der
Besprechung gelöst und sehr
langsam in Bewegung gesetzt,
um in die Nähe des
Panoramabildschirms zu
treten. Sein Blick ruhte auf
der Erscheinung. Ry-Xar'Nihr
gesellte sich zu ihm. "Sagen
Sie, mein verehrter
Roboterfreund, haben Sie im
Laufe Ihrer langen Existenz
schon einmal von einem
solchen Phänomen gehört?"
Der Mechanoid schwieg einen
Moment. "Nein, das habe ich
nicht. Es ist sehr
bedauerlich, dass uns die
Zeit fehlt, um die
tatsächliche Natur seines
Wesens zu ergründen." "Es
besteht aus negativ gepoltem
Ektoplasma. Das ist doch
eine Art von
Phantomsubstanz. Sein
Anblick ist wahrhaft
gespenstisch", sinnierte der
kosmische Mystiker. Ionos
entgegnete: "Möglicherweise blicken wir
in der Tat auf ein Gespenst. Dieser
unser Teil des Universums wird dominiert
von einem Entwicklungsstrang
entropischer Natur. In anderen Bereichen
des Kosmos herrschen andere
Gesetzmäßigkeiten, die thermodynamischen
Gesetze treten dort nicht in Kraft. Die
Kosmosophen kennen den Mythos, dass
diese unterschiedlichen
Zukunftsmöglichkeiten des Alls von
pandimensionalen Entitäten gesteuert
werden." Ry-Xar'Nihr
erschauerte. "Wir
könnten also uns im
Angesicht eines
solches Wesens
befinden. Es ist
allerdings in
leblosem Zustand,
auch wenn es durch
die Negativpolung
Energie anreichert."
"In
der Tat", antwortete Ionos: "Laut diesem
Mythos soll die
entropische Fraktion dieser
Wesenheiten einst ihre
Existenzform transformiert
haben. In ihrem Tod verwandelten
sie sich, so dass ihre eigene
physische Substanz für
unbegrenzte Zeit den Hitzetod
des Alls verursachen würde.
Diese Schilderungen stimmen mit allen
Fakten, die wir über das Phänomen vor
uns besitzen, überein. Ich habe somit
keinen Zweifel mehr. Wir blicken auf den
Leichnam einer Entität, die einstmals
noch mächtiger war als Athanakreon."
*
Alle
waren angeschnallt – im Innern der
PANDORA herrschte Schwerelosigkeit. Das
Schiff wurde sehr schnell angezogen.
„Wie viel Zeit benötigen wir bei der von
Kiana Dagaha vorberechneten
Gravitationsabgleichung zum
Abstoßungseffekt, Parker?“ fragte Prinz
Midja. „Neun Minuten“, antwortete die
Steueroffizierin. Der Xandyrier Pylades,
der die Offensiv-Modulator-Konsole
übernommen hatte, reagierte umgehend,
noch ehe Midja eine Anweisung erteilen
konnte. „Ich stelle den
Entladungszeitpunkt des
Eskalationsmoduls auf exakt neun Minuten
ein“, meldete er. „Das Absetzen des
Projektils kann nun erfolgen!“ - „Dann
lass uns nicht länger warten, Pylades!“
fauchte der Gargantuan, es war spürbar,
wie stark seine Anspannung angestiegen
war. Niemand außer Pylades hätte es
gewagt, ihn aufmunternd aber auch
schelmisch anzugrinsen, während er den
entscheidenden Knopf drückte. Das für
den Start von Weltraumsonden extrem
typische Geräusch ertönte, kurz nachdem
die PANDORA die erforderliche
Mindestdistanz erreicht hatte. Als das
Modul in der ektoplasmatischen Struktur
des gigantischen Negativ-Monomorphen
auftraf, löste dies eine weitere, wenn
auch kleinere Eruption aus, die in einer
schwachen Druckwelle resultierte, doch
der Zündmechanismus blieb dabei
unbeschädigt. „Der Countdown läuft.
Jetzt müssen wir nur noch schnellstens
zurück!“ brachte der Xandyrier erregt
hervor. „Das Gravitationsverhältnis
steht bei 30 zu 70", meldete Kiana
Dagaha. Gleichzeitig traf über den
Telemetrie-Monitor die Bestätigung des
Moduls ein, das seine Koordinaten
übermittelte. Zum letzten Mal… Die
Spannung wuchs. „Halten wir das
vorgeplante Programm ein?“ fragte Prinz
Midja. Kiana Dagaha wirkte zumindest
äußerlich vergleichsweise unbesorgt.
„Bis jetzt haben wir noch keine
Verzögerung, aber wer weiß, was noch
alles geschieht. Unser Kraftfeld lädt
sich nun von alleine auf.“ Die Zeit
verflog wie im Fluge, und der Gargantuan
registrierte erstaunt, dass Kiana Dagaha
alle nur verfügbaren Informationen aus
dem Scanner, die sie noch erhalten
konnte, in ihren Computer weiterleitete,
inklusive der letzten Informationen des
abgesetzten Moduls. Die
Wissenschaftlerin schien wirklich durch
nichts berührt werden zu können, auch
nicht durch ihren eigenen unmittelbar
bevorstehenden Tod. Ry-Xar’Nihr
mittlerweile saß in einem
Beobachtersessel in einem Teil der
Kommandozentrale, in den derzeit fast
kein Licht fiel. Die Konturen seines
Gesichtes wirkten wie versteinert.
Pylades sah sich nach Ionos, dem
Mechanoid, um. Die beiden signalisierten
sich hoffende Blicke – und gerade jetzt
hätte niemand ahnen können, dass die
beiden einst Kontrahenten in einem
eigentümlichen interdimensionalen
Konflikt gewesen waren… Sadulist
kümmerte sich um die immer noch seelisch
und körperlich stark angeschlagenen
Besatzungsmitglieder in der
Kommandozentrale. Midja murmelte: „Noch
drei Minuten.“ - „Verzögerung! Wir haben
zu wenig Gravitation! Unser Kraftfeld
nimmt nichts mehr auf! Vor der Zündung
kommen wir nicht mehr heraus!“ rief
Gatin Parker plötzlich. Prinz Midja
wandte sich an Quinton Grayham. „Dann
leiten Sie doch bitte sämtliche noch
vorhandenen Energien in das
Gravitationssystem um, verehrter
Chefingenieur!“ befahl er energisch.
„Inklusive der Lebenserhaltung, Quinton!
Ich werde Ihnen mitteilen, bis zu
welchem Zeitpunkt wir darauf verzichten
können!“ fügte Sadulist hinzu. Midja
nickte ihr anerkennend zu. Noch einmal
mobilisierte die PANDORA alle Energien,
um ihre eigene Anziehungskraft zu
vergrößern. Die Sekunden vergingen so
schnell wie Minuten. Mit einem Mal
rasten die PANDORA und der
Negativ-Monomorph aufeinander zu, als
sie gleich hohe Gravitation hatten.
Gatin Parker fühlte sich wie berauscht,
als sie die Hyperbelbahn um das Phänomen
flog – und die PANDORA schnellte rasant
in die intergalaktische Leere.
Der
Panoramabildschirm fiel aus, kaum noch
vorstellbare Druckwellen strapazierten
die Festigkeit der quantenverdichteten
Schiffshülle, angstvolle Schreie und
kleinere Explosionen ertönten,
schließlich fiel das gesamte Licht in
der Kommandozentrale aus. Alles nur
denkbare Unheil überschüttete das
Schiff, bis die Woge der Gefahren
abebbte. In die Dunkelheit und den Klang
des Jammers flutete die Notbeleuchtung
und brachte somit in das Chaos ein
beruhigendes Moment. Diverse
Gegenstände, die sich während des
grandiosen Tumultes aus ihrer
Verankerung gelöst hatten, lagen zahllos
verstreut umher, und einige Personen
waren bewusstlos. Quinton Grayham
tauchte unter einem Stapel von
Datenscheiben auf, während Kiana Dagaha
über die Geschehnisse hinwegging. Sie
aktivierte die noch funktionierenden
Außenkameras wieder und schaltete das
Bild auf den Panoramabildschirm. „Der
Pi-Effekt unserer Ladung hat begonnen.
Es mag einige Zeit dauern, aber die
Vernichtung des Großen Attraktors ist
unausweichlich. Der Schleudereffekt hat
uns aus seinem Gravitationsbereich
heraus befördert – übrigens in Richtung
unserer ursprünglichen Zielkoordinaten.
Wir sind auf Kurs zur
Andromeda-Galaxis", erklärte die
Hyperraum- und Temporalphysikerin, und
fast trug sie dabei ein Lächeln auf den
Lippen. Auch Quinton Grayham hatte Grund
zur Freude, nachdem die normale
Beleuchtung wieder ansprang. „Unsere
Generatoren laufen wieder und erbringen
normale Leistung. Auch alle anderen
Systeme haben keinerlei dramatische
Schäden erlitten. Die automatischen
Reparatursysteme sind in Aktion. Dieses
Raumschiff versetzt mich immer wieder in
Erstaunen mit seiner Unverwüstlichkeit!“
Keines der in der Zentrale verletzten
Besatzungsmitglieder war so schwer
verwundet, dass Sadulist sie nicht
umgehend mit dem Regenerator umfassend
hatte behandeln können.
Prinz
Midja, Sadulist, Pylades, Ionos,
Ry-Xar’Nihr und Kiana Dagaha traten
zusammen und blickten gemeinsam auf den
Panoramabildschirm. In der Ferne noch
war der ektoplasmatische
Negativ-Monomorph zu sehen, doch glitt
er schnell aus dem Erfassungsbereich.
Die sechs Unsterblichen waren froh, die
Gefahr des Großen Attraktors gebannt zu
haben. Und doch fragte sich jeder von
ihnen gerade tief in seinem Innersten,
wie es wohl in der heimischen
Milchstraße gerade zugehen mochte.
Olajur
war im Weltraumkartensaal gerade auf das
Äußerste bemüht, die Position der
Siebten Galaxis herauszufinden. Kiana
Dagaha transferierte sämtliche Analysen
des Scanners an sie weiter. Die beiden
konnten jedoch nicht ahnen, dass alle
ihre Anstrengungen und die Mühen der
Besatzung durch eine neue unliebsame
Bedrohung in Gefahr gebracht werden
würden – einer allergischen Reaktion auf
die Galaxis Andromeda!
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